Kommunikation in der Krise

Geschlossene Geschäfte und rückläufige Umsätze: Das Corona­virus zwingt die Wirtschaft weltweit in die Knie. Doch der Lockdown birgt auch Chancen. Welchen Themen sich die Unter­nehmens­kommunikation jetzt annehmen sollte.

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Während sich das Gesundheits­wesen am Limit bewegt und Eltern in der Corona-Lotterie ungewollt einen neuen Job – Home­schooling – gewonnen haben, herrscht bei Messe­veranstaltungen, Kultur­betrieben oder in der Gastronomie sozusagen Still­stand. Aufgrund von Kurzarbeit haben viele Angestellte nun richtig viel Zeit: um den Estrich zu entrümpeln, den Kleider­schrank à la Marie Kondo zu sortieren und Netflix-Binge-Watching auf ein neues Level zu heben. Kurzum: um all das zu tun, was sonst auf der Strecke bleibt.

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Das neue kollektive Hobby in der Corona-Krise: Hamstern. Foto: Claudio Schwarz on Unsplash.

Prioritäten neu ordnen

Es mag wie ein schwacher Trost klingen. Doch das gedrosselte Tempo und die auferlegte «Freizeit» schenken uns auch Chancen. Der Ausnahme­zustand fordert Kreativität und schafft Raum für Projekte, die im Alltags­geschäft untergehen. Unternehmerinnen, Inhaber und Frei­schaffende, deren Aufträge gegen Null tendieren, können sich nun in Sachen Kommunikation all dem widmen, was bisher nicht oder weit unten auf ihrer To-Do-Liste stand.

Kleines Glück im grossen Desaster

Kommunikation wird in vielen Unternehmen mit grossen Ausgaben gleichgesetzt. Doch es gibt Projekte und Themen, die kaum Budget erfordern. Sie benötigen vor allem Zeit, die manche nun im Überfluss haben. Zeit, die so oft knapp, aber enorm wichtig ist, damit Ideen reifen können. Es ist eine gut angelegte Investition, die sich langfristig auszahlt. Hier sind drei Tipps für Kommunikations­verantwortliche:

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Zeit wird zur neuen Währung. Foto: Rodolfo Barreto on Unsplash.

Tipp 1: Konstant digital kommunizieren

In den Innenstädten ist es ruhig geworden. An Eingängen und Schau­fenstern geschlossener Geschäfte hängen Zettel. Sie informieren über den Bundes­rats­bescheid und machen hie und da aufmerksam auf neue Angebote: Webshop, Gutscheine, Take-Away, Kurier­dienste. Das ist grossartig. Doch wenn niemand durch die Altstadt flaniert, kriegt das auch niemand mit. Wir sitzen im Moment zuhause, an unseren Bild­schirmen und Smart­phones.

Jetzt ist der ideale Zeitpunkt, um digital zu sagen: «Hey, es gibt uns immer noch!» Vieler­orts beschränkt sich die Botschaft auf ein nüchternes «Wir sind weiterhin für Sie da.» Das darf kreativer, humor- und lustvoller sein. Unternehmen sollten besonders jetzt frischen Wind in ihre Kommunikation rein­bringen und unver­wechselbare Botschaften kreieren.

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Gutes tun und digital kreativ darüber sprechen: So erreichen Unternehmen ihre Kundschaft. Foto: Sincerely Media on Unsplash.

Ausserdem braucht es eine konstante Pflege der digitalen Kommunikation, einen fort­währenden Austausch mit der Kundschaft. Das Restaurant um die Ecke bietet das Wochen­special neu über die Gasse? Das Yoga­studio unterrichtet jetzt über Live­streaming? Newsletter oder Social Media sind ideale Tools, um diese Angebote laufend zu kommunizieren und den Kontakt mit Kundinnen und Kunden aufrecht­zuerhalten.

Tipp 2: In Konzeption investieren

Fehlende Zeit ist einer der Hauptgründe, weshalb Unternehmen nicht in digitalen Gewässern schwimmen oder ihre Kommunikations­mittel reduziert halten. Sie fänden einen Blog sinnvoll, wären gerne auf Instagram, planen schon lange ein Kunden­magazin und wünschen sich einen inspirierenden News­letter. Aufgrund mangelnder Ressourcen werden die Projekte vor sich hergeschoben und immer wieder verworfen.

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Konzeptarbeit und saubere Planung für Magazine, Blogs und Social Media: Wenn nicht jetzt, wann dann? Foto: Estée Janssens on Unsplash.

Das daily business auf Sparflamme gibt Unter­nehmen die Möglich­keit, solche Projekte aufzugleisen und sauber zu konzipieren. Ziele setzen, Zielgruppe erforschen, Inspirations­quellen suchen, Content­ideen entwickeln und produzieren: Je gründlicher das gemacht wird, desto stabiler ist das Fundament für diese Kommunikations­mittel und umso professioneller später die Pflege. Wer bereits auf den sozialen Medien unterwegs ist oder einen Blog betreibt, kann nun fleissig Content (vor)produzieren.

Tipp 3: Interne Kommunikation reflektieren

Gerade in Zeiten, die von Unsicherheit geprägt sind, ist es besonders wichtig, proaktiv auf Mitarbeitende zuzugehen. Ob über Mail, Intranet oder interne Newsletter: Die Informationen müssen zeitnah, verständlich und strukturiert erfolgen. Andeutungen und vage Formulierungen haben in dieser Kommunikation nichts zu suchen.

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Wenn alle im Homeoffice arbeiten, Pausengespräche und spontane Mittagessen wegfallen, ist die interne Kommunikation gefordert. Foto: Claudio Schwarz on Unsplash.

Die aussergewöhnliche Situation, in der wir uns aktuell alle befinden, ist für Unternehmen eine Chance, um die Ein-Weg-Kommunikation durch einen Dialog zu ersetzen – der auch nach dem Ausnahme­zustand Bestand hat. Vorgesetzte sollten nicht nur informieren, sondern sich auch überlegen, wie sie ihren Mitarbeitenden zuhören: Wo drückt der Schuh? Was sind die grössten Herausforderungen? Wie können wir unterstützen? Wer in diesem Bereich bis jetzt schwach aufgestellt war, kann die Zeit nutzen, um die interne Kommunikation zu überdenken.

Fazit

Der Ausnahmezustand ist herausfordernd, doch er kann auch Ideen­potenzial freisetzen und wie ein Kreativitäts­schub wirken. Sichtbar bleiben, die externe und interne Kommunikation pflegen, mit Kundinnen und Mitarbeitern im Kontakt bleiben: Das ist in der Krise – aber auch für die Zeit danach – besonders wichtig.