Während sich das Gesundheitswesen am Limit bewegt und Eltern in der Corona-Lotterie ungewollt einen neuen Job – Homeschooling – gewonnen haben, herrscht bei Messeveranstaltungen, Kulturbetrieben oder in der Gastronomie sozusagen Stillstand. Aufgrund von Kurzarbeit haben viele Angestellte nun richtig viel Zeit: um den Estrich zu entrümpeln, den Kleiderschrank à la Marie Kondo zu sortieren und Netflix-Binge-Watching auf ein neues Level zu heben. Kurzum: um all das zu tun, was sonst auf der Strecke bleibt.
Prioritäten neu ordnen
Es mag wie ein schwacher Trost klingen. Doch das gedrosselte Tempo und die auferlegte «Freizeit» schenken uns auch Chancen. Der Ausnahmezustand fordert Kreativität und schafft Raum für Projekte, die im Alltagsgeschäft untergehen. Unternehmerinnen, Inhaber und Freischaffende, deren Aufträge gegen Null tendieren, können sich nun in Sachen Kommunikation all dem widmen, was bisher nicht oder weit unten auf ihrer To-Do-Liste stand.
Kleines Glück im grossen Desaster
Kommunikation wird in vielen Unternehmen mit grossen Ausgaben gleichgesetzt. Doch es gibt Projekte und Themen, die kaum Budget erfordern. Sie benötigen vor allem Zeit, die manche nun im Überfluss haben. Zeit, die so oft knapp, aber enorm wichtig ist, damit Ideen reifen können. Es ist eine gut angelegte Investition, die sich langfristig auszahlt. Hier sind drei Tipps für Kommunikationsverantwortliche:
Tipp 1: Konstant digital kommunizieren
In den Innenstädten ist es ruhig geworden. An Eingängen und Schaufenstern geschlossener Geschäfte hängen Zettel. Sie informieren über den Bundesratsbescheid und machen hie und da aufmerksam auf neue Angebote: Webshop, Gutscheine, Take-Away, Kurierdienste. Das ist grossartig. Doch wenn niemand durch die Altstadt flaniert, kriegt das auch niemand mit. Wir sitzen im Moment zuhause, an unseren Bildschirmen und Smartphones.
Jetzt ist der ideale Zeitpunkt, um digital zu sagen: «Hey, es gibt uns immer noch!» Vielerorts beschränkt sich die Botschaft auf ein nüchternes «Wir sind weiterhin für Sie da.» Das darf kreativer, humor- und lustvoller sein. Unternehmen sollten besonders jetzt frischen Wind in ihre Kommunikation reinbringen und unverwechselbare Botschaften kreieren.
Ausserdem braucht es eine konstante Pflege der digitalen Kommunikation, einen fortwährenden Austausch mit der Kundschaft. Das Restaurant um die Ecke bietet das Wochenspecial neu über die Gasse? Das Yogastudio unterrichtet jetzt über Livestreaming? Newsletter oder Social Media sind ideale Tools, um diese Angebote laufend zu kommunizieren und den Kontakt mit Kundinnen und Kunden aufrechtzuerhalten.
Tipp 2: In Konzeption investieren
Fehlende Zeit ist einer der Hauptgründe, weshalb Unternehmen nicht in digitalen Gewässern schwimmen oder ihre Kommunikationsmittel reduziert halten. Sie fänden einen Blog sinnvoll, wären gerne auf Instagram, planen schon lange ein Kundenmagazin und wünschen sich einen inspirierenden Newsletter. Aufgrund mangelnder Ressourcen werden die Projekte vor sich hergeschoben und immer wieder verworfen.
Das daily business auf Sparflamme gibt Unternehmen die Möglichkeit, solche Projekte aufzugleisen und sauber zu konzipieren. Ziele setzen, Zielgruppe erforschen, Inspirationsquellen suchen, Contentideen entwickeln und produzieren: Je gründlicher das gemacht wird, desto stabiler ist das Fundament für diese Kommunikationsmittel und umso professioneller später die Pflege. Wer bereits auf den sozialen Medien unterwegs ist oder einen Blog betreibt, kann nun fleissig Content (vor)produzieren.
Tipp 3: Interne Kommunikation reflektieren
Gerade in Zeiten, die von Unsicherheit geprägt sind, ist es besonders wichtig, proaktiv auf Mitarbeitende zuzugehen. Ob über Mail, Intranet oder interne Newsletter: Die Informationen müssen zeitnah, verständlich und strukturiert erfolgen. Andeutungen und vage Formulierungen haben in dieser Kommunikation nichts zu suchen.
Die aussergewöhnliche Situation, in der wir uns aktuell alle befinden, ist für Unternehmen eine Chance, um die Ein-Weg-Kommunikation durch einen Dialog zu ersetzen – der auch nach dem Ausnahmezustand Bestand hat. Vorgesetzte sollten nicht nur informieren, sondern sich auch überlegen, wie sie ihren Mitarbeitenden zuhören: Wo drückt der Schuh? Was sind die grössten Herausforderungen? Wie können wir unterstützen? Wer in diesem Bereich bis jetzt schwach aufgestellt war, kann die Zeit nutzen, um die interne Kommunikation zu überdenken.
Fazit
Der Ausnahmezustand ist herausfordernd, doch er kann auch Ideenpotenzial freisetzen und wie ein Kreativitätsschub wirken. Sichtbar bleiben, die externe und interne Kommunikation pflegen, mit Kundinnen und Mitarbeitern im Kontakt bleiben: Das ist in der Krise – aber auch für die Zeit danach – besonders wichtig.